Das Beste aus den Resten
Kohlendioxid als Rohstoff? Was zunächst ambitioniert klingt, lässt die niederländische Twence Realität werden. 2023 begann der Energieversorger mit dem Bau einer CO2-Abscheidungsanlage. Und davon profitiert nicht nur die Region rund um Hengelo, sondern auch die Stadt Münster. Denn weil die Region Twente in ihrem kommunalen Unternehmen Twence im Rahmen ihrer öffentlich-rechtlichen Kooperation mit der Stadt Münster seit 2018 jährlich rund 45.000 Tonne Restabfall aus Münster verwerten, kann die innovative Technologie auch Münsters CO2-Bilanz positiv beeinflussen.
„Es zeigt sich einmal mehr, wie gut sich die Abfallwirtschaftskonzepte in dieser internationalen Partnerschaft ergänzen und Synergien für noch mehr Nachhaltigkeit in der Abfallwirtschaft gesamt-ökologisch und auch ökonomisch genutzt werden können“, betonte Ludger Steinmann, Vorsitzender des awm-Betriebsausschusses, anlässlich eines Besuchs des Betriebsausschusses in Hengelo 2023. In der Tat: Wie zwei Puzzleteile greifen die Vision der Twence und die der awm ineinander. Wir wollen „Münster bis 2030 zu einer Hauptstadt der Abfallvermeidung entwickeln“ und haben uns vorgenommen, dass „Abfälle, die noch verbleiben, primär stofflich verwertet, der Rest effizient energetisch genutzt werden.“ In der Vision der Twence heißt es: „Rohstoffe, die in Materialien und Produkten enthalten sind, bleiben Teil des Kreislaufs und für alle Produkte, die noch aus fossilen Energieträgern hergestellt werden, gibt es nachhaltige Alternativen. Energie wird in Zukunft vollständig aus erneuerbaren Quellen gewonnen.“
In der gelebten Realität kümmert sich die Twence seit 2018 um die thermische Verwertung der Sortierreste aus Münster (Die wichtigsten Zahlen der Abfallbilanz 2023). Am Endes dieses Prozesses entsteht Fernwärme für Haushalte und Industrieunternehmen in der Region Twente. Dies spart fossile Energieträger wie zum Beispiel Erdgas ein. Umgekehrt verwerten die awm jährlich rund 5.000 Tonnen Bioabfall zu Biogas und Kompost.
Mit Hilfe der CO2-Abscheidung wird die Twence noch nachhaltiger agieren. Dabei wird das CO2 an ein Lösungsmittel gebunden, das anschließend erhitzt wird. So entweicht das CO2 als reines Gas, wird durch Kühlung getrocknet und anschließend in flüssiger Form gespeichert. Eingesetzt wird es dann zum Beispiel für den Einsatz in Gewächshäusern oder für die Herstellung von Trockeneis. Fast ein Jahrzehnt lang hat die Twence das komplexe Verfahren in einer Pilotanlage erprobt. Im Regelbetrieb der neuen Anlage will man jährlich rund 1000.000 Tonnen CO2 aus Rauchgasen abscheiden. Bis Ende des Jahrzehnts sollen zwei weitere Anlagen dieser Art folgen.
Besuch des awm-Betriebsausschusses bei der Twence in den Niederlanden:
Die Twence
Die Twence ist der Energieversorger und Rohstofflieferant unserer niederländischen Nachbarregion. Das Unternehmen, an dem 15 Gemeinden beteiligt sind, betreibt neben einer Müllverbrennungsanlage und einem Biomasseheizkraftwerk mehrere Solarparks, eine Kompostierungs- und Vergärungsanlage sowie eine Gülleaufbereitungsanlage. Twence produziert jährlich über 502 GWh nachhaltige Wärme und 290 GWh nachhaltigen Strom und ist damit der größte Produzent nachhaltiger Energie in der Provinz Overijssel. Im Rahmen ihres Strategieplans 2024-2027 will die Twente die Entwicklung vom Abfallverarbeiter zum Energie- und Rohstofflieferanten und euregionalen Nachhaltigkeitsförderer der öffentlichen Hand weiter vorantreiben. Mehr über die Twence: https://www.twence.com/de/