Betriebshof Rösnerstraße: Zwischenlager für Problemabfälle
Privathaushalte können ihre Problemabfälle an zehn Recyclinghöfen kostenfrei abgeben. Die Zwischenlagerung bis zur abschließenden Verwertung oder Entsorgung erfolgt im Zwischenlager und auf einer Freifläche des Betriebshofs an der Rösnerstraße. Die Problemabfälle werden dort zunächst sortiert und verpackt. Je nach Gefahrenpotenzial erfolgt die Lagerung dabei in getrennten Räumen bzw. Bereichen. Spezialisierte Entsorgungsunternehmen holen die Problemabfälle zur fachgerechten und sicheren Entsorgung ab.
Gewerbebetriebe können ihre Problemabfälle jeden Donnerstag von 10-12 Uhr und 13.30-15.30 Uhr gegen Entgelt direkt in der Rösnerstraße 10 abgeben. Alternativ können Gewerbetreibende unter 02 51/60 52 28 auch einen Wunschtermin vereinbaren.
Wirken Sie mit, indem Sie Folgendes beachten:
- Energiesparlampen, LED-Lampen und Leuchtstoffröhren gehören auch zum Problemabfall.
- Schütten Sie niemals Chemikalien zusammen.
- Lassen Sie die Problemabfälle möglichst in den Originalbehältern und verschließen sie diese.
- Beschriften Sie die Behälter, wenn Problemabfälle nicht mehr in der Originalverpackung sind oder die Originalbeschriftung nicht mehr gut lesbar ist. Die Behälter müssen bruchsicher und verschlossen sein.
- Achten Sie auf einen sicheren Transport.
Recycling- und Entsorgungszentrum:
Verwertung und Umschlagplatz
Das Recycling- und Entsorgungszentrum Münster am Standort Zum Heidehof versammelt auf einer Fläche von 40 Hektar alle Anlagen, in denen die münsterschen Abfälle umweltgerecht behandelt und verwertet bzw. umgeschlagen werden: die Biologische Verwertungsanlage und die Kompostierungsanlage, die mechanische Restabfallaufbereitungsanlage, die Sickerwasserbehandlungsanlage und das Blockheizkraftwerk sowie Umschlaghallen für Abfälle und Wertstoffe.
Die Biologische Verwertungsanlage: Von der Tonne zum Kompost
An jedem Arbeitstag liefern unsere Sammelfahrzeuge rund 70 Tonnen Bioabfall aus den braunen Bioabfalltonnen der Münsteranerinnen und Münsteraner und 25 Tonnen Grünabfälle aus der Grünabfallsammlung in der Biologischen Verwertungsanlage (BVA) an. Noch am gleichen Tag wird der Bioabfall weiter verarbeitet. Ein Großteil wird am Ende des Verwertungsprozesses zu hochwertigem organischem Kompost. Und der wiederum ist eine klimaschonende und nährstoffreiche Alternative für mineralischem Dünger. Aber wie funktioniert das eigentlich genau?
Der Verwertungsprozess beginnt im Annahmebereich. Dort sorgt eine Luftschleieranlage dafür, dass selbst bei geöffneten Türen keine Abluft nach außen dringt. Die Abluft in der Halle wird abgezogen, über einen Biofilter gereinigt und zum Teil für die Belüftung der Rottetunnel eingesetzt. Leider sehen die Kolleginnen und Kollegen im Annahmebereich der Bioabfälle auch manche Dinge, die im weiteren Prozess aufwendig und kostenintensiv aussortiert werden müssen: Plastiktüten, kompostierbare Folienbeutel, Konservendosen, Messer, Schuhe ... Aber: Kleinste Plastikteilchen aus dem Bioabfall zu entfernen, ist auch für die modernste Anlage oft nicht machbar. Die Gefahr: Sie verunreinigen den Kompost. Sind die Störstoffmengen im Kompost zu hoch, kann dieser nicht mehr auf die Felder und in die Gärten gebracht werden.
Rund 600 Tonnen Störstoffe befinden sich aktuell in der jährlichen Bioabfallsammelmenge. Die beträgt übrigens rund 18.000 Tonnen. Dazu kommen gut 1.500 Tonnen gewerblicher Bioabfall wie zum Beispiel Marktabfälle. Im Rahmen unserer Partnerschaft mit der Twence verwerten wir zusätzlich rund 5.000 Tonnen Bioabfall von unseren niederländischen Nachbarn.
Der zerkleinerte Bioabfall wird in einem 24 Meter hohen Gärbehälter vergoren. Eine Pumpe sorgt dafür, dass die Gärstoffe kontinuierlich durchmischt werden – rund 600 Tonnen werden so pro Tag unter einer Druckkraft von rund 100 bar bewegt. Der Vergärungsprozess läuft unter Luftausschluss und Beteiligung verschiedener Gruppen von Mikroorganismen (z. B. Bakterien) ab. Dabei wird Methan freigesetzt, das über eine Gasentnahmeleitung zu unserem Blockheizkraftwerk fließt und hier für die Strom- und Wärmeproduktion eingesetzt wird. Übrig bleibt ein Gärrest, der mit zerkleinerten Grünabfällen vermischt wird. Rund 100 Tonnen dieses Gemisches gehen täglich anschließend in den Rotteprozess.
In geschlossenen Rotteboxen zersetzt sich das Material zunächst unter aktiver Steuerung der sauerstoffhaltigen Belüftung (Aerobisierung). Bei dieser sogenannten Intensivrotte wird das Material einmal per Radlader umgesetzt. Dank Temperaturen von 65 Grad werden Keime und Unkrautsamen abgetötet. Danach wird das Material erneut per Radlader umgesetzt, ehe die Nachrotte beginnt. Hierbei wird der Frischkompost innerhalb von rund zwei Wochen in Rottetunneln zu Fertigkompost. Dabei wird er maschinell gewendet und belüftet, so dass ein Temperaturausgleich im Kompost stattfindet und der Rottevorgang langsam abnimmt.
Ausgezeichnet:
Kompost made by awm
Im letzten Schritt des Verarbeitungsprozesses wird der Kompost feinaufbereitet und konfektioniert. Über zwei Stufen werden hier Strukturmaterial ausgesiebt und letztmalig Störstoffe wie zum Beispiel Folien und Steine mittels Windsichter und Schwerstoffabscheider entfernt. Der Kompost, der aus Ihren Abfällen nun entstanden ist, ist ein hochwertiger organischer Dünger und Bodenverbesserer. Er ist mit dem RAL-Gütezeichen der Bundesgütegemeinschaft Kompost ausgezeichnet und kommt im Garten- und Landschaftsbau sowie in der Landwirtschaft zum Einsatz.
Die Kompostierungsanlage: Aus Grünabfall wird neue Erde
Auch Laub, Äste oder Grünabfall sind für uns Wertstoffe, die in der Kompostierungsanlage aufbereitet werden. Hier zerkleinert ein mobiler Schredder die Grünabfälle zunächst, ehe sie mit dem Radlader zu sogenannten „Mieten“ aufgesetzt werden. Im anschließenden intensiven Verrottungsprozess büßen sie gut ein Viertel ihres Volumens ein. Die Grünabfälle werden umgesetzt und zum Teil auch bewässert. Damit die Sauerstoffzufuhr gewährleistet ist, wird das Material über 25 Belüftungsrinnen belüftet. Ein Biofilter reinigt die Abluft aus der Intensivrottefläche.
In den folgenden zehn Wochen rottet der Frischkompost dann in Dreiecksmieten auf einer befestigten Nachrottefläche. Die Mieten werden jetzt mindestens drei Mal umgesetzt. Ist der Rotteprozess abgeschlossen, wird der Kompost mit einer mobilen Siebanlage abgesiebt und zwischengelagert, bis er in den Verkauf gelangt.
Der Kompost, der aus Grünabfällen nun entstanden ist, ist ein hochwertiger organischer Dünger und Bodenverbesserer. Er ist mit dem RAL-Gütezeichen der Bundesgütegemeinschaft Kompost ausgezeichnet und kommt im Garten- und Landschaftsbau sowie in Erdenwerken als Torfersatz zum Einsatz. Aber natürlich können auch private Gärtnerinnen und Gärtner den Kompost an allen Recyclinghöfen und am Entsorgungszentrum kaufen.
Hier erfahren Sie mehr über unseren Kompost und unsere Blumenerde
Die MRA: Auch aus dem Restabfall das Beste herausholen
Zerkleinern, Sieben, Trennen: Münsters Restabfall durchläuft in der mechanischen Restabfallaufbereitungsanlage (MRA) ein komplexes Verfahren. Unser Ziel dabei: Möglichst viele Wertstoffe auszusortieren, um sie stofflich oder als Sekundärbrennstoff energetisch zu verwerten. Dies gelingt aber nur, wenn Schadstoffe den Abfall nicht kontaminieren. Übrigens: Batterien und Akkus bergen ein enormes Brandrisiko (lesen Sie dazu unten mehr)! Sie gehören nicht in die Tonne, sondern zum Recyclinghof!
Rund 61.000 Tonnen Restabfall werden in der MRA jährlich angeliefert. Knapp 71 Prozent davon ist Hausmüll, hinzu kommen Sperrmüll (ca. 23 Prozent), gefolgt von Gewerbeabfall (ca. 5 Prozent). Nun folgt ein aufwendiger Sortierprozess, in dem wir nicht zuletzt die Wertstoffe im Abfall aufspüren wollen: Denn Metall, Kunststoffe und Holz können wir stofflich bzw. hochwertig energetisch (als Sekundärbrennstoff) verwerten.
Was unsere Abfallsammelfahrzeuge eingesammelt haben, wird vor dem Entladen zunächst gewogen. Große Störstoffe werden nach Sichtkontrolle aussortiert, der Rest kommt in den Vorzerkleinerer. Förderbänder transportieren das Material zur ersten Siebstufe. Alles unter 220 mm geht in die weitere Aufbereitung. Größeres fließt in den Annahmebereich zurück.
Der Materialstrom unter 220 mm gelangt in die zweite Siebtrommel, sie siebt Feingut unter 50 mm ab. Konservendosen, Getränkedeckel (die übrigens in die Wertstofftonne und nicht in den Restabfall gehören!) und Co. werden vom Metallabscheider aussortiert. Weiter geht’s in die Windsichtung. Leichtstoffe werden hier herausgepustet und per Luftkanal zur weiteren Aufbereitung transportiert. Aus der Leichtfraktion werden nach der Windsichtung per Nahinfrarotspektroskopie verwertbare Kunststoffanteile separiert.
Die Schwerfraktion passiert einen Metallabscheider und anschließend ein weiteres Nahinfraroterkennungssystem, womit weitere Kunststoffanteile und eine Holzfraktion separiert werden. Aus dem Rest werden Nichteisenmetalle aussortiert. Eine Flächen- und Quellenabsaugung transportiert die im Behandlungsprozess entstehende verunreinigte Luft zum Staub- und Biofilter. Und nach all dem Sichten, Zerkleinern und Trennen haben wir alle Wertstoffe bestmöglich aussortiert.
Hier kommt wieder unsere Partnerschaft mit der Twence ins Spiel. Denn während wir niederländischen Bioabfall in unserer Biologischen Verwertungsanlage zu Kompost verarbeiten, transportieren wir unsere jährlich rund 48.000 Tonnen Sortierreste aus unserer Restabfallbehandlungsanlage in die moderne Verbrennungsanlage der Twence in Hengelo. Hier werden sie in Wärme und Energie für Gemeinden und Industriebetriebe unserer Nachbarn umgewandelt.
Clever und patentiert: Die Sickerwasserbehandlung auf den Deponien
Deponiesickerwasser, das durch Regen und die Eigenfeuchte der Abfälle in Deponien entsteht, ist mit Schadstoffen belastet und muss daher aufbereitet werden. Unser Behandlungsverfahren wurde patentiert – und ist so innovativ, dass auch andere Kommunen ihr Sickerwasser nach Münster bringen.
Wie auf jeder Deponie stellt auch auf den Zentraldeponien I und II in Münster die Wasserbehandlung eine Herausforderung dar. Durch Regen, der durch die Müllberge sickert, und durch die Eigenfeuchte der Abfälle, entsteht Deponiesickerwasser. Damit keine ausgelösten Schadstoffe ins Grundwasser gespült werden, muss dieses Wasser gereinigt werden. Dafür haben wir unsere Sickerwasseranlage.
Vor der Endreinigung in der Hauptkläranlage durchläuft das Wasser dort eine dreistufige Behandlung. In der ersten – biologischen – Stufe wandeln Mikroorganismen, der so genannte Belebtschlamm, organischen Kohlenstoff und Stickstoff um. Die adsorbierten Stoffe werden mit dem Überschuss an Schlamm aus dem System ausgetragen. In der zweiten Behandlungsstufe werden alle festen Inhaltstoffe des biologisch vorgereinigten Sickerwassers abgeschieden. Im Nachklärbecken setzt sich die Biomasse ab.
Vom Zwischenspeicher wird das Sickerwasser nun in einer Flotationsanlage von gelösten Stoffen (CSB, AOX) weitestgehend befreit und anschließend über drei Aktivkohlereaktoren abgereinigt. Die letzte Stufe der Sickerwasserreinigung funktioniert wiederum mit einem Adsorptionsverfahren, dass sich die extrem große Oberfläche der Aktivkohle zunutze macht.
Innovativ an diesem mit dem Spezialunternehmen Pro-Entec entwickelten und patentierten Verfahren ist zum einen die deutliche Einsparung von Aktivkohle durch den Einsatz von Fäll- und Flockmittel. Auch die Menge an Schlamm, der in Sondermüllaufbereitungsanlagen behandelt werden muss, reduziert sich um 65 Prozent. Auch andere Kommunen nutzen unsere Anlage und liefern ihr Sickerwasser mit Tankwagen an. Das aufbereitete Wasser wird dann zur weiteren Behandlung zur Münsteraner Hauptkläranlage abgeleitet.